HTC HD mini
(26.04.2010 00:00 CET)
Dem einen oder anderen Interessierten mag es schon aufgefallen sein: HTC hat die eigene Ausrichtung in den vergangenen Monaten deutlich verändert: Bestimmte früher der Bereich der Windows Mobile-Geräte fast exklusiv das Produktportfolio, so hat HTC mittlerweile ebenfalls eine Vielzahl an Geräten mit Android-Betriebssystem und bald auch mit dem HTC Smart ein Gerät mit komplett eigenständigem Betriebssystem im Programm.
Mit dem HTC HD2 war Ende vergangenen Jahres das letzte Windows Mobile-Gerät auf den Markt gekommen, bei dem der „kleinere Bruder“ bereits vorangekündigt wurde. Nun ist der HTC HD mini auf dem Markt und kann sich im Praxisbetrieb beweisen.
Keine Frage: Nicht ohne Grund hat sich HTC dazu entschlossen, das Gerät „HD mini“ und nicht „HD2 mini“ zu nennen, denn das Chassis erinnert deutlich an eine kleinere Variante des älteren Modells. Dies ist durchaus positiv gemeint, denn es schließt die Sensortasten (die beim HD2 durch die eher weniger schönen Hardwaretasten ersetzt wurden) ein.
Was vom HD2 übernommen wurde, ist die gummierte Hülle um das Gerät, die quasi die Rückenplatte/Batterieabdeckung darstellt... und da kommt schon das größte Designelement des HD mini: HTC hat in den jeweiligen Ecken geschwungene, große Schrauben integriert, die natürlich das Gehäuse zusammenhalten, viel mehr aber noch absolut edel wirken und den Rücken des Gerätes zu einem echten Hingucker machen.
Weniger für den das Gerät zufällig betrachtenden Dritten, aber für den Besitzer ein weiterer Hingucker: Das Innere des Geräts, in das SIM- und microSD-Karte eingelegt werden, ist in leuchtendem Dunkelgelb gehalten. Dies ist zwar bei geschlossenem Gerät nicht sichtbar, alleine das Wissen darum aber – so komisch es klingt – lässt den Benutzer das Gerät mit noch mehr Spaß benutzen.
Was man allerdings ein wenig vermisst, sind die Metall-Applikationen, die die meisten HTC-Geräte heutzutage haben. Einzig die Kamera-Linse und der angrenzende Lautsprecher sind damit versehen.
Alles in allem ist der HD mini ein „Zwischengerät“, das schwer einzuordnen ist, vor allem, wenn man die im Vorfeld gewählten Vergleiche sieht: Als „kleiner Bruder des HD/HD2“ wurde er bezeichnet, was im Zusammenhang mit der Gehäusegröße zutrifft, aber natürlich an der Displayauflösung scheitert, denn statt eines WVGA-Displays (800*480) wird „nur“ ein HVGA-Display (480*320) verbaut. Auch der zweite Vergleich hinkt an der selben Stelle: Als „Nachfolger des Touch Diamond“ wurde er beschrieben, aber auch der hatte ein VGA- und damit höher auflösendes Display.
Das alleine aber macht nicht die Qualität des Displays aus. Schaltet man das Gerät ein, dann fragt man sich vorsichtig, ob HTC einfach bei den Spezifikationen „AMOLED“ vergessen hat: die Farben, der Kontrast und die Schärfe sind hervorragend. Leider allerdings nur dann, wenn man sich auf der Ebene des Betriebssystems selbst bewegt. Öffnet man allerdings einen Dialog, den HTC adaptiert hat (und wie immer geht dies sehr tief), dann hat man das Gefühl der Unschärfe. Sicherlich trägt dazu auch die recht hohe Pixeldichte der Auflösung - auf 3.2 Zoll dargestellt - bei.
Das wiederum kennt man vermeintlich von anderen Geräten, bei denen ClearType, die systeminterne Kantenglättung eingeschaltet ist. Viele Anwender schalten sie aus diesem Grund direkt aus, haben dann zwar kantigere Schriften, dafür aber messerscharfe Linien.
Nun hat HTC den Bildschirm-Dialog, der sonst in den Systemeinstellungen ist, deaktiviert. Vorsicht bei der manuellen Lösung: das Löschen des entsprechenden Registry Keys schaltet nach einem Neustart zwar ClearType aus... das Ergebnis animiert dann zu einem Hardreset! Die Schrift ist nicht mehr geglättet, aber dafür systemübergreifend unscharf und alles andere als schön anzusehen... Was auch immer die Ursache dafür ist: verstehen muss man es nicht.
In der Summe sind die Auswirkungen nicht wirklich „schlimm“. Das Display selbst ist von der Qualität trotzdem ein Hingucker, und es ist beileibe nicht so, dass man kontinuierlich das Gefühl hat, Schriften seien unscharf.
Von der „gefühlten“ Perfomance her steht der HD mini seinen Kokurrenten nicht nach: Auch wenn kein 1GHz Snapdragon-Prozessor verbaut wurde, sondern nur eine 600MHz MSM7227-CPU, die Bedienung ist ruckelfrei und flüssig. Gerade bei der HTC Sense-Oberfläche, die bei vielen anderen Geräten in den ersten Versionen ein Flaschenhals war, gibt es nichts zu beanstanden. 512MB ROM und 384MB RAM plus die Erweiterungsmöglichkeit mittels einer SDHC-Karte bieten Speicher satt für alle möglichen Applikationen.
Die Funksender sind normaler Standard: Bluetooth 2.1 mit EDR, WLAN 802.11b/g und Frequenzbänder von HSPA/WCDMA: 900/2100 MHz und GSM: 850/900/1800/1900 MHz erlauben eine flächendeckende Versorgung mit Telefonie und Datenfunk. Auffällig war im Vergleich mit dem HTC HD2 und dem HTC Desire allerdings, dass die Empfangsqualität ein wenig schlechter als die de Konkurrenten war: An Orten mit bekannt schlechter Versorgung, an denen die beiden anderen noch gerade so das Netz halten konnten, verlor der HD mini das eine oder andere Mal das Netz, sicherlich vor allem auch der geringeren Gehäusegröße und der daraus resultierenden höheren Packdichte der Komponenten geschuldet. In der normalen Anwendung aber war während des Testzeitraums kein „echter“ Gesprächsabbruch zu verzeichnen, die Sprachqualität war an beiden Enden des Telefonats sehr gut.
Der 1200mAh-Akku hält in meiner Standardanwendung (dauernde UMTS-Verbindung zum Email-Server, moderates Telefonieren, häufige Nutzung als Adressbuch und Terminkalender, stündliche Aktualisierung von Twitter und Facebook) mehr als zwei Tage durch, ein stattlicher Wert für ein Windows Mobile-Gerät.
Ich hatte es im Test des Android-Gerätes HTC Legend bereits geschrieben: Seien wir ehrlich: Der HTC HD mini ist kein Windows Mobile-Gerät: Es ist ein HTC-Gerät, das unter der Oberfläche von Windows Mobile betrieben wird. Denn wie bei jedem HTC-Gerät ist es die Oberfläche, die das Ganze interessant macht: HTC Sense, mittlerweile auf dem HTC HD2 und mini wie auch den Android-Geräten als Standardoberfläche verwendet, ist der Dreh- und Angelpunkt der Bedienung der neuen Android-HTC-Geräte: Wie vom TouchFLO 3D gewöhnt wird die Startseite von einer dicken Uhr samt Wettervorhersage dominiert, unter der sich dann Programme, Kontakte etc. frei angeordnet werden können. Die weiteren Seiten, die durch Wischen mit dem Daumen erreicht werden können, sind mit unterschiedlichsten Widgets gefüllt.
Vorsicht: persönliche Meinung! Was bei Android ein Segen ist, ist für Windows Mobile ein Fluch, zumindest für den erfahrenen Benutzer. Wenn man überhaupt ins System gelangt, dann nur über Umwege, HTC hat Sense so tief in die Grundfunktionalitäten eingebettet, dass man manchmal das Gefühl hat, ein eigenständiges Betriebssystem zu verwenden. Genau dies mag für die Windows Mobile-Kritiker ein schlagendes Argument für HTC Sense sein, es nimmt aber demjenigen, der sich bewusst für Windows Mobile entscheidet, eine Menge Effektivität.
Nachdem ich das HTC Legend (mit Android 2.1 und HTC Sense) und den HD mini fast übergangslos nacheinander getestet habe, habe ich in den Standardanwendungen teilweise die Unterscheidung als schwierig empfunden. Erst in den Tiefen der Funktionalität entfaltet Windows Mobile dann seine höhere Vielfalt.
Es mag eine grundsätzliche Ansichtssache sein, aus dem Bauch heraus aber gefällt mir diese Entwicklung nicht wirklich... So ist der HD mini das erste in Deutschland lieferbare Gerät, das Windows Mobile 6.5.3 und die damit verbundenen verbesserten Schaltflächen, Checkboxen und Bildschirmtasten hat... nur findet man diese nur mit Mühe, denn die Sense-Oberfläche verdeckt sie fast vollständig.
Betrachtet man den HD mini unabhängig von seinen Wurzeln, dann kann man eines festhalten: Das Gerät macht Spaß. Gerade wegen seines kleinen Formfaktors (103.8 X 57.7 X 11.7 mm, zum Vergleich: Der Diamond 2 ist 107.85 X 53.1 X 13.7 mm groß) passt er auch in die kleinste Tasche und fällt dort überhaupt nicht auf. Die Kombination aus Multitouch-Display und der komplett glatten Front des Geräts macht die Bedienung zu einem Vergnügen, und der mini liegt einfach gut in der Hand und macht einen absolut wertigen Eindruck.
Wie leider fast schon gewohnt bei Windows Mobile-Geräten von HTC ist allerdings die Software einmal mehr (noch) nicht ohne Fehl und Tadel: Besonders beim Anschließen an den PC hängt sich das Gerät immer mal wieder komplett auf und kann nur durch einen Reset in Form der Akkuentnahme wiederbelebt werden. Dann und wann „vergisst“ es, das GPS auszuschalten, wenn man Google Maps beendet und der Prozess auch nicht mehr im Task Manager zu sehen ist (zu erkennen daran, dass das neue GPS-Symbol in der Titelleiste weiter leuchtet und blinkt). Keine Frage, dies wird sich durch ein ROM-Update lösen lassen, ist aber trotzdem unschön.
Weitere Testberichte für den HTC HD mini finden sich hier.
Preis:
Ca. EUR 400,-, aktuelle Preise bei PDA Max
Fazit:
Der HTC HD mini mag kein Gerät für den Poweruser sein, dafür ist die Auflösung zu gering und auch die Displaygröße nicht ausreichend, gerade beim Surfen stößt man doch schon einmal an die Grenzen der Darstellung. Als Unterwegs-PDA-Handy-Digitalkamera aber macht der HD mini eine gute Figur, die noch im Auslieferungs-ROM vorhandenen Mängel sollten sich beheben lassen.
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